MACHT GESCHENKE - GEBEN IST SELIGER DENN NEHMEN
Geschenke und Spenden, Aktions-, Artikulations- und Anlageform, demokratisches Instrument, 2009
MACHT GESCHENKE untersucht die Rolle und Funktion des Geschenks und des Schenkens in einer monetären, auf Gewinnmaximierung und endlose Expansion bedachten Gesellschaft, der jegliche Werte abhanden gekommen sind. In ihrem Zentrum stehen Energie- und Geldkreisläufe sowie der Transport von materiellen und immateriellen Gütern. Die zum Betrieb notwendigen Verwaltungs- und Organisationsapparate sind zu „ideo-logischen“ Selbstläufern geworden. Die Trägheit der Bürokratie bestätigt die vorhandenen hierarchischen Strukturen stets aufs Neue und zementiert den Status Quo. Wie lassen sich die bereits vorhandene Einrichtungen, Strukturen und Energieflüsse nutzen und durch inhaltliche Umwertung einem neuen Verwendungszweck zuführen?

Destruktive Handlungen wie Verweigerung, Abwehr und Konfrontation sind wie jedes „Dagegen“ ein höchst ineffizienter Kräfteverschleiß. Jede Gegenbewegung verursacht automatisch Reibung oder einen Rückstoß. MACHT GESCHENKE untersucht konstruktive Strategien, die dem Energiefluss vorhandener Systeme und Strukturen nicht entgegenwirken, sondern deren Potential kreativ für sich einsetzen. Vorhandene Energien werden befördert, um sie im geeigneten Moment in eine unerwartete Richtung zu lenken. Da beim Geldkreislauf im Zusammenhang mit Verwaltungsapparaten ein besonders hoher Energiedurchsatz auf starre Strukturen trifft, lassen hier selbst minimale Interventionen und Umlenkungen nachhaltige Wirksamkeit erwarten. Das System sieht sich im Spiegel.

Ein Großteil des Zahlungsverkehrs wird inzwischen auf elektronischem Wege getätigt. Online-Banking, das viele Banken inzwischen zum Nulltarif anbieten, wird aufgrund der günstigeren Konditionen für viele immer attraktiver. Es beinhaltet in der Regel kostenlose Überweisungen, was das Medium aufgrund seines Feldes „VERWENDUNGSZWECK“ auch für anderweitige kommunikative Transaktionen interessant erscheinen lässt. Die Anzahl der übermittelbaren Zeichenmenge pro Überweisung ist abhängig vom Kreditinstitut, jedoch unabhängig vom Überweisungsbetrag. Die kleinste Überweisungseinheit beträgt 1 Cent, der die Übermittlung der gleichen Textmenge wie 1 Million ermöglicht. Für das Versenden größerer Textmengen empfiehlt sich die Maximierung der Transferrate bei gleichzeitiger Minimierung des Überweisungsbetrages. Geschickte Anleger, die auch auf kulturelles oder soziologisches Kapital Wert legen sowie großzügige Spender, produzieren bereits für 10 EUR eine Textmenge von ca. 54.000 – 378.000 Zeichen. Ob detaillierte Informationen über Empfänger sowie den Zweck der Spende, freie Meinungsäußerung, politische oder philosophische Kommentare oder poetischer Überweisungs-Dada - der Verwendungszweck und die übermittelte Information sind frei wählbar. Die Überweisung des gesamten „Kapitals“ von Karl Marx (ca. 2101 Seiten a 2250 Zeichen = 4.727.250 Zeichen) ließe sich bei einer durchschnittlichen Textmenge von 108 Zeichen mit 473,71 EUR realisieren. ___[...]
[START]___[TEXT]____[TEXT 2]___[FAQS]___[ABBILDUNG | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18]
[DAS KAPITAL]