rFACE_to_vFACE (real FACE to virtual FACE)
Interaktive Videoinstallation, Videokunstförderpreis, gestiftet vom Filmbüro Bremen, Kunsthalle Bremen, 2000
rFACE_to_vFACE ist die Inzenierung einer Face–to–Face Kommunikation an der Schnittstelle zwischen realem (physischen) und virtuellem Raum – eine Gratwanderung an den Grenzen zwischen REAL LIFE und VIRTUAL LIFE. Im Mittelpunkt steht - unlokalisierbar zwischen Irgendwo und Nirgendwo - die Konfrontation zweier Personen (Ausstellungsbesucher/in, User/in) sowie das provozierte Scheitern von Kommunikation aufgrund einseitiger Kommunikationskanäle. Dem Besucher vor Ort (rFACE) stehen als einzige Kommunikationsmittel der eigene Blick, sowie Mimik und Gestik zur Verfügung. Der User (vFACE) im Internet wird auf Text (ASCI-Code) reduziert, der vor Ort mit Hilfe eines Sprachsynthesizers in ein künstliche Stimme umgewandelt wird.

An einer Stellwand inmitten des Ausstellungsraumes hängt eine schlichte Holzkiste mit kreisrunden Loch. Beim Blick ins Innere sieht man NICHTS, der Voyeurismus des Betrachters wird nach kürzester Zeit enttäuscht. Sein "Schauen" wird mittels einer Infrarotkamera unbemerkt aufgezeichnet und zeitgleich im wahrsten Sinne des Wortes "hinter dessen Rücken" auf eine frei hängende Projektionsfläche projiziert. Allein der Voyeur ist in der Lage für eine kurzen Augenblick lang ein Bild erscheinen zu lassen, ohne, dass der Vorgang für ihn selbst jemals wahrnehmbar ist. Es bedarf der Aufklärung durch andere Ausstellungsbesucher.

Das projizierte Videobild erscheint gleichzeitig auf der Website rFACE_to_vFACE. Befinden sich keine Besucher vor Ort sieht der User auf der Website durch das Loch in der Ferne gleichsam NICHTS. Nur wenn Besucher und User zufällig zeitgleich in das Loch schauen und sich "Auge in Auge" gegenüberstehen, ergibt sich einen kurzen Augenblick lang die Gelegenheit zu einer Begegnung. Mit Hilfe eines Texteingabefensters auf der Website rFACE_to_vFACE hat der User die Möglichkeit, sich vor Ort zu äußern. Der Text ertönt unmittelbar nach Bestätigung als synthetische Stimme aus dem Lautsprecher neben der Kiste. Mit Hilfe dieses einseitigen Kommunikationskanals kann der User versuchen, Ausstellungsbesucher zur Kommunikation aufzufordern. Die Betrachter vor Ort haben im Gegenzug die Möglichkeit, sich über Blicke, Mimik und Gestik zu verständigen. Diese beiden Formen der Äußerung (was im Netz sichtbar ist und vor Ort hörbar ist) sind das einzige Indiz für die Existenz oder Präsenz des Gegenübers. Trotz der Behauptung, dass dies so ist, sind User und Ausstellungsbesucher auf ihren gegenseitigen Glauben aneinander angewiesen, im fortwährenden Zweifel darüber, ob das Gegenüber wirklich existiert. rFACE_to_vFACE ist ein Experiment bei dem darum geht, sich gegenseitig zu verifizieren. Die Frage, in welchem Ausmaß die reale Welt selbst zum Simulationsspiel geworden ist, steht zur Disposition. NOTHING WILL HAPPEN IF NOBODY IS THERE!

Bewahren wir noch ein Gespür dafür, wann sich SIMULATION von WIRKLICHKEIT unterscheidet und ist dieses Gespür mehr als eine Illusion? Wenn Sie eine Antwort haben, lassen sie es mich wissen …
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